Sommersonnwende – Wenn das Licht seinen Höhepunkt feiert

Die Sommersonnwende lädt dich ein, Licht, Rituale und Geheimnisse dieser besonderen Zeit neu zu entdecken.

Die Sommersonnenwende — ein lichtvoller Wendepunkt im Jahr

Am 21. Juni erreicht die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel: Mittags steht sie in ihrer größten Höhe, und die Nacht vom 21. auf den 22. Juni ist die kürzeste des Jahres. Wer aufmerksam draußen unterwegs ist, spürt sofort: Die Welt ist jetzt von einer ganz besonderen, gleißenden Lichtfülle durchdrungen. Der Sommer zeigt sich in seiner vollen Pracht — die Natur hat ihre ganze Schönheit über uns ausgegossen.

Die ersten Frühlingsblüten sind längst verblüht, die Wiesen stehen voller Sommerblumen, Beeren leuchten reif am Wegesrand, und alles, was Feld und Obstgärten hervorbringen, bereitet sich jetzt auf seine Reife vor. Zugleich beginnt ab diesem Wendepunkt die Sonne langsam an Kraft zu verlieren: Die Tage werden wieder kürzer, auch wenn wir das im fröhlichen Sommerlicht kaum bemerken wollen.

In dieser Zeit zieht es uns hinaus. Wer kann, verbringt die Tage und langen Abende draußen. Die Morgen sind von einer besonderen Frische erfüllt, die Luft riecht nach Ferien, Freiheit und blühendem Leben. Die Erde selbst atmet aus — alles, was sie in der Winterzeit in ihren Tiefen vorbereitet hat, wird nun freigegeben, sichtbar, genießbar gemacht.

Zeit der lichten Elementarwesen in Märchen und Geschichten

In dieser besonderen Zeit wirken — so erzählen es Märchen und Mythen — alle lichten Naturgeister: Elfen, Feen, Wasserwesen zeigen ihre Kraftplätze. Wer achtsam in Wald und Flur wandelt, spürt diese feinen Energien, kann sich daran nähren, Ruhe und Kraft aufnehmen. Gleichzeitig bringen die Elementarwesen der Erde — Zwerge, Gnomen, das „alte Volk“ — das Licht in die Wurzeln, tief hinein in die Erde. Manche Legenden erzählen sogar, dass Kristalle und Edelsteine dieses verdichtete Licht speichern und uns später als Schatz geschenkt werden.

Märchen berichten von Begegnungen mit dem „kleinen Volk“: Manchmal schenken sie Gold, das nur dem reinen Herzen bleibt. Wer gierig wird, dem entgleitet es wieder — und er trägt womöglich noch eine Bürde davon. Manche, die mit Elfen tanzen, verlieren Zeit und Raum, kehren erst nach Jahrhunderten zurück, während die Welt sie längst vergessen hat. So werden sie zugleich verehrt und gefürchtet: Zwielichtig nennt man sie, flüchtig wie das Sonnenlicht, das doch unbemerkt schwindet.

Doch wer mit offenem, reinem Herzen unterwegs ist, dem schenken sie ihren Segen — vielleicht sogar Haussegen und Hüterkraft für Hof und Familie.

Ein Fest des Lichts – und ein Tor zur Dunkelheit

Die Sommersonnenwende ist nicht nur ein Fest des Lichts, sondern auch ein magischer Moment im Jahreskreis: Mit ihr wird unmerklich der Keim der Dunkelheit wieder geboren. Während wir noch im hellen Glanz tanzen, beginnt im Verborgenen der Rückzug. Die Natur sammelt ihre Kräfte, bald schon reifen Samen aus Blüten, Früchte werden süß, Felder färben sich golden. Wer aufmerksam ist, sieht: Je nach Hitze und Regen beginnt die Natur bald, sich zurückzuziehen, das üppige Wachstum verlangsamt sich, alles steuert auf die Ernte zu.

Die innere Dunkelheit — Schatzkammer und Frage

Wie zur Wintersonnenwende das wiederkehrende Licht gefeiert wird (siehe dazu: Gedanken zu Wintersonnwende), so lädt uns die Sommersonnenwende ein, die Geburt der inneren Dunkelheit zu ehren. Jetzt, da alles außen hell ist, können wir innehalten und fragen:

  • Was sind meine inneren Schätze?
  • Was möchte jetzt ans Licht kommen und gesehen werden?
  • Was ist in mir in diesem ersten Halbjahr aufgeblüht, was will nun reifen und kann mich nun durch die kommende dunklere Zeit tragen und im Winter nähren?

So können wir mit jedem Sonnenstrahl, jeder reifen Frucht, jedem Morgenduft ein wenig tiefer atmen — ausatmen — und uns daran erinnern: Alles hat seine Zeit. Die Fülle nährt uns, auch wenn sie sich bald wieder verbirgt.

Ein gesegneter Wendepunkt

Möge dich dieser lichtvolle Höhepunkt im Jahr mit Freude, Dankbarkeit und neuer Kraft erfüllen. Möge dein Herz wissen, wann es auszuruhen gilt und wann es das Licht festhalten darf — für die Zeiten, in denen es draußen wieder dunkler wird.

Ich wünsche dir von Herzen eine lichtvolle Sommersonnenwendezeit!

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Nahaufnahme von Märchenexpertin Elke Fischer-Wagemann, wie sie mit einem blau gemusterten Schal vor einer gelblichen Mauer steht und in die Kamera lächelt.

Hallo, ich bin Elke Fischer-Wagemann

Als Märchen­pädagogin & Natur­therapeutin mache ich die Verbind­ung zwischen Märchen und Natur­erfahrungen erlebbar.

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