„Märchen im Dialog“ – Fortbildungsreihe für Men­schen in begleitenden und therapeutischen Berufen

Jahresrückblick 2025

Dieses Jahr offenbarte was zählt: Kraft, Freiheit und Gemeinschaft, selbst in Zeiten größter Verantwortung und Erschöpfung.

Überstehen – Standhalten – Erschöpfung

2025 war ein Jahr des Stand-Haltens – nicht nur im körperlichen Sinn, sondern v.a. im zwischenmenschlichen, seelischen und gesellschaftlichen. Rückblickend wird mir klar, dass es in diesem Jahr vor allem darum ging, die eigene Kraft zu bewahren, die Seele zu schützen und Wege zu finden, trotz aller Belastungen handlungsfähig zu bleiben.

Begegnungen, Reisen und Abschiede

Es war ein Jahr voller Begegnungen, voller Bewegung und Veränderung. Ich bin viel gereist, habe viele Familienfeste erlebt, die nächste Generation begleitet und zum Jahresende hin den Verlust meiner Mutter erfahren. Mit ihrem Tod schließt sich unweigerlich hinter der Generation vor mir die Türe zu und es wird deutlich, dass ich nun selbst in der Verantwortung stehe, meinen Platz in der vordersten Linie einzunehmen. Verbunden ist dies damit, aktiv Entscheidungen zu treffen und mein Leben bewusst zu gestalten. In all dem hat sich die Erkenntnis verdichtet, dass ich loslassen muss – alte Lasten, übernommene Erwartungen, Routinen, die Kraft rauben – um meine Freiheit und Selbstbestimmung zu wahren.

Die Pflege meines Sohnes

Ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens bleibt die Pflege meines inzwischen 30-jährigen schwerbehinderten Sohnes. Sie prägt meine Tage, meine Entscheidungen, meine beruflichen Möglichkeiten seit nunmehr die Hälfte meines gesamten Lebens. Die Bürokratie, der Kampf um Pflegegeld und Hilfsmittel und die immer weiter steigenden Anforderungen rauben kontinuierlich Kraft. Trotz intensiver Bemühungen, beruflich wieder Fuß zu fassen, wird deutlich, dass ohne die Unterstützung meiner Familie eine Existenz ohne Sozialleistungen kaum möglich wäre. Es ist eine Realität, die aufzeigt, wie sehr unsere Gesellschaft pflegende Angehörige allein lässt und wie wenig Wertschätzung für ihre Arbeit vorhanden ist.

Gesellschaftliche Herausforderungen

2025 hat mich besonders eines gelehrt: Strukturen, die nur nach wirtschaftlicher Logik funktionieren, gefährden die Menschlichkeit, gefährden das Gemeinwohl. Die Entscheidung der Schön-Klinik Vogtareuth, die spezialisierte Station für schwerbehinderte Erwachsene zum Jahresende zu schließen, hat nicht nur die betroffene Belegschaft in Angst versetzt, sondern auch die Versorgung der Patient*innen massiv bedroht. Die Reaktionen auf politischer Ebene, die Verzögerungen, das Kleinreden von Problemen und das Fehlen einer klaren, solidarischen Haltung sowohl von Seiten der Politik als auch von Seiten der Belegschaft des Krankenhauses verdeutlichen, dass viele Strukturen von wirtschaftlicher Logik und Eigeninteresse bestimmt werden, statt von einer Orientierung am Gemeinwohl. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass Engagement notwendig bleibt – Petitionen, politische Anschreiben und öffentliche Aufmerksamkeit sind unerlässlich, um die Belange von pflegenden Angehörigen und Patienten sichtbar zu machen.

Lehren und Erkenntnisse

Aus diesen Erfahrungen ergeben sich klare Lehren. Die Gesellschaft muss wieder stärker auf das Wir ausgerichtet sein. Entscheidungen dürfen nicht nur nach wirtschaftlichen Parametern getroffen werden, sondern müssen den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Nur wenn wir koordiniert handeln, kann die drohende Erschöpfung von Einzelpersonen und Gesellschaft verhindert werden. Gleichzeitig ist für mich persönlich entscheidend, Ballast abzuwerfen, Kräfte bewusst einzuteilen und loszulassen, wo es notwendig ist.

Ausblick auf 2026

Für das kommende Jahr 2026 nehme ich mir vor, diese Prinzipien in die Praxis zu überführen. Mehr Zeit für menschliche Begegnung, für Kultur, für gemeinschaftliches Engagement. Mehr Ich im Wir bei gleichzeitigem Vergrößern des eigenen Regenerationsrefugiums, mehr Qualität, weniger Ballast. Ressourcen schonen, Lebensqualität sichern, Verantwortung tragen und da abgeben, wo ich sie nicht mehr tragen kann– sowohl privat als auch gesellschaftlich. Mit Beginn meiner 60er-Jahre will ich bewusst gestalten, selbstbestimmt leben, die Freiheit nutzen, Entscheidungen zu treffen, und zugleich an der Gemeinschaft mitwirken. 2025 hat mir gezeigt, wo Grenzen liegen und wo Handlung nötig ist; 2026 wird das erste Jahr, in dem ich beginne, diese Erkenntnisse umsetze.

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Nahaufnahme von Märchenexpertin Elke Fischer-Wagemann, wie sie mit einem blau gemusterten Schal vor einer gelblichen Mauer steht und in die Kamera lächelt.

Hallo, ich bin Elke Fischer-Wagemann

Als Märchen­pädagogin & Natur­therapeutin mache ich die Verbind­ung zwischen Märchen und Natur­erfahrungen erlebbar.

In meinem Blog schreibe ich über meine Märchen­expertise, Persön­liches und Natur­begeg­nungen.

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